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Daniel Link stieg 2013 ins elterliche Geschäft in Trossingen (Baden) ein. (Foto: Die Bäckermeister Link)
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Branche aktuell

„Bedeutung der Innung steigt wieder“

Daniel Link, Obermeister der Bäckerinnung Tuttlingen-Rottweil, fühlt sich „ausgebremst“: Eben noch voller Tatendrang und mit vielen neuen Ideen am Start, beansprucht nun das Corona-Krisenmanagement nahezu seine ganze Aufmerksamkeit. Dennoch kann er der Situation auch Gutes abgewinnen, so beispielsweise die Wertschätzung der Solidarität unter Kollegen und für die berufsständischen Organisationen.

Wie gehen Sie als Unternehmer mit der aktuellen Lage um?
Vor ein paar Wochen war alles noch gut, wir waren auf einem guten Weg und optimistisch, voller Tatendrang. Nun wurden wir von einem auf den anderen Tag ausgebremst und sind konstant im Krisenmodus. Denn schließlich gilt die alte BWL-Regel, die ich schon im Studium lernte: Umsatz ist nicht alles – aber ohne Umsatz ist alles nichts. Uns fehlen momentan rund 40% Umsatz, vor allem aus dem Verkauf an Kantinen, Schulen, dazu die Sitzcafés und fast das ganze Snackgeschäft. Zwar ist der Brotumsatz gestiegen und auch der Brötchenumsatz konstant, aber dies gleicht den Rest einfach nicht aus. Und wenn Umsatz fehlt, dann haben wir leider auch keine Stellschauben, um das Ergebnis zu korrigieren. Für uns bedeutet dies, auf der Kostenseite beim größten Kostenblock Personal auf die Bremse zu treten, vor allem in Form von Kurzarbeit. Investitionen werden zudem –sofern möglich – vorerst aufgeschoben.
Welche konkreten Maßnahmen haben Sie ergriffen und was hat Ihnen weitergeholfen?
Im Vordergrund steht das Krisenmanagement. Ich schildere ihnen mal meinen Ablauf der vergangenen zwei Wochen: Mitarbeiter schulen, Hygieneanforderungen verschärfen, Cafébereiche schließen und versperren, Snacksortiment reduzieren, Mitarbeiterbrief mit Informationen schreiben, Fragen der Lebensmittelkontrolle beantworten, Kunden-E-Mails beantworten, Aushänge und Beschilderung ergänzen, Abstandsmarkierungen anbringen, Plexiglasschutz an Theken anbringen, über Kurzarbeit informieren, intensiver Austausch mit dem Steuerberater, alle Mitarbeiter informieren und um Einverständnis zu Kurzarbeit bitten, Öffnungszeiten anpassen, Schichtpläne überarbeiten, Sortiment anpassen/reduzieren usw. Erwähnen möchte ich die tolle Unterstützung von Seiten des Landesinnungsverbands und Zentralverbands, die uns in dieser schwierigen Zeit täglich mit neuen Informationen versorgen, so etwa mit Aushängen, Piktogrammen, Mitarbeiterinformationen etc.
Wie wird sich diese Krise auf Ihr Geschäft, wie auf die Handwerksbäcker in der Region auswirken?
Das Schlimme ist, dass momentan nicht absehbar ist, wie lange es dauert. Ein paar Wochen halten wir das alle durch, aber mehrere Monate leider auch nicht. Für mich als Jungunternehmer ist das echt nicht einfach zu verarbeiten. Wir waren auf einem ordentlichen Weg mit gutem Zahlenwerk. Persönlich kann ich mir kein Fehler vorwerfen oder eine falsche Entscheidung. Daher gilt es jetzt Ruhe zu bewahren und kurzfristig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ziel ist es, halbwegs gut durch die Krise zu kommen und alle Mitarbeiter an Bord zu halten. Schließlich wollen wir danach gestärkt wieder Vollgas geben. Von Seiten meiner Innung planen wir nun eine Werbekampagne in Print, Radio und RegioTV mit dem Ziel, die Kunden auf den Bäcker vor Ort aufmerksam zu machen. Nach dem Motto: Lokal einkaufen, Bäcker vor Ort unterstützen, Arbeitsplätze sichern, Handwerk erhalten. Dies soll in der nächsten Woche anlaufen. Ich habe das Gefühl, dass in diesen Zeiten der Zusammenhalt und die Solidarität unter den Kollegen wieder gestärkt werden und auch die Bedeutung der Innung wieder steigt.

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