Energie-Booster der Branche

Mit diesen Aussichten freut sich das backende Handwerk auf die Zukunft: Gleich ob Branchenkenner, Jungunternehmer und Motivationstrainer – auf dem diesjährigen BÄKO-Workshop galt es verstaubte Ansichten abzuwerfen und mit neuem Schwung der Leidenschaft für das Bäcker- und Konditorenhandwerk eine Bühne zu schaffen. Eine Bühne, die im Bonner Maritim Hotel vom 28. bis 30. Oktober im wahrsten Sinne gerockt wurde – Bass, Bilder und Bewegung inklusive.
„Tue Gutes und rede darüber“
„Der Markt ist gesättigt“ wäre wohl eine überzogene Formulierung – und doch, Hungern muss in Deutschland niemand, der Markt rund um Backwaren & Co. ist überbreit bespielt und Discounter drücken seit Jahren die Preise an die unterste Schmerzgrenze. Vom Bäckersterben wird dann plakativ berichtet, andere halten der (manchem verstaubt vorkommenden) Branche den Spiegel vor und erinnern an die Spielregeln in der freien Marktwirtschaft. Auf handwerkliche Qualität kommt es an – da sind sich die Spitzenkräfte sicher, und nur dafür sind Verbraucher bereit einen höheren Preis zu bezahlen. Qualität als Zauberschlüssel! Aber das funktioniert nur, wenn Qualität auch gelebt und erzählt wird – in einer Zeit von „Tue Gutes und rede darüber“ (u.a. im Social Web). Wie entscheidend das ist, also „Backen als Story“ erlebbar zu machen, zeigten Robert Siebers (Borbäcker Siebers, Essen), Stefan Faschinger (Brotsüchtig, Linz) und Bruno Heini (Conditorei Heini, Luzern) anhand ihrer eigenen Firmengeschichte, stimmig unterstrichen mit Bildern, Videos und Musik. Sowohl das Beispiel Faschinger als auch Siebers zeigte zudem, wie junge Bäckereikonzepte funktionieren können und mit welcher Leidenschaft der Branchenachwuchs bereits in den Startlöchern steht – es gilt, ihn zu fördern!
Einen weiteren Höhepunkt fand das Leitthema „Backen als Story“ durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Grundlagen des Themas, die Prof. Dr. Bernhard Pörksen preisgab.
„Auffallend anders. Überraschend besser.“
Unter diesem Motto referierte Sabine Hübner, die als „Service-Expertin Nr. 1 in Deutschland“ gilt. Sie versteht „Service als Haltung“ und zeigte dem Workshop-Publikum eindrucksvoll intelligente Servicekonzepte auf, die Kunden wirklich begeistern. Den Bogen spannte Andrea Bolliger weiter und forderte „Stoppt den Autopiloten“, begleitet durch Aspekte der Neurowissenschaft – anzuwenden vor allem für den Verkauf.
Geballtes Fachwissen in bester Form lieferte Unternehmensberater Oliver Vogt anhand seiner „Dos and Don‘ts in der Filialsteuerung“: handfeste empirische Branchendaten, die Impulse für sofortiges Handeln liefern! Wie dies in der Praxis aussehen kann, spiegelte Marion Wüller, Verkaufsleiterin (GF) von Essmann‘s Backstube wider. In der anschließenden Diskussionsrunde gaben die Referenten Tipps zu der brennenden Frage „Service im Bedienverkauf: Wie mache ich mein Team fit?“. Schließlich sind die Anforderungen an das Serviceteam erheblich gestiegen: Heute sollen Bäckereifachverkäufer backen und Snacks herstellen können, Kaffee zubereiten, verkaufen, stets freundlich sein und obendrein auch etwas vom Marketing verstehen – für die Fachreferenten ein wertzuschätzendes Bild.
Ein Bild des 30. BÄKO-Workshops prägte natürlich Stargast Nelson Müller. Auch er erzählte aus seiner eigenen Biografie als Koch und Unternehmer, von seinem Team und der „neuen Ess-Klasse … zwischen Hip-Sein, Werten und Qualität“.
Anregend für Kopf und Geist
Abgerundet wurde der Workshop durch die anregenden Vorträge von Moderator Ralf Schmitt zum Thema Empathie, Persönlichkeitscoach Johannes Warth, der zu mehr Achtsamkeit aufrief, und „Mind Hacker“ Norman Alexander. Alexander stellt die Aussage: „Vertrauen schläft Rhetorik-Seminar“ und ist sich sicher, wer überzeugen will, braucht keine Redetricks.