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Es trafen sich zum Runden Tisch in Sachen Kaffee im Hafen-Klub Hamburg: (v.l.) Nana Holthaus-Vehse (Barista World), Ludger Schlautmann (GA-Trendagentur), Matthias Balz (stv. Projektleiter Internorga), Cecilia Stiebritz und Falk Steins (BÄKO-magazin, Moderation), Marten van der Mei (WMF), Katharina Daube (Bäckerei Daube), Heinz Hintelmann (Bäcker Heinz), Thomas Schießl (MEISTER KAFFEE), Andrea Ungereit-Hantl (Lottmann PR), Andrea Paechnatz (Pressesprecherin Internorga).
© Noch ein letzter Punkt in puncto Quantifizierung. Filterkaffee war und ist ja immer da – jetzt kommt er in peppigen neuen Varianten daher. Gibt es irgendeine Möglichkeit zu quantifizieren, welchen Anteil am Markt er hält? Welchen Anteil nimmt er bei Bäckern und Konditoren ein?
Hintelmann:
Also ich würde sagen unsere Standorte geben es nicht so her. Er deckt teilweise 90%
Holthaus-Vehse: 90%?
Hintelmann: Wir sind auch im Norden, das darf man nicht vergessen. Wir haben zwei Läden, die kaum belegte Brötchen anbieten. Da wird sich eher kurz aufgehalten, dann schnell der Filterkaffee getrunken oder ganz einfach als Kaffee „to Go“ mitgenommen zur Baustelle.
Steins: Wie sieht das Verhältnis dann im Süden aus?
Schießl: Direkte Zahlen für Bäckereien kann ich leider auch nicht nennen. Aber tendenziell wird im Süden mehr Caffè Crema getrunken. Die meisten größeren Filialisten haben nach wie vor Filterkaffee mit im Ausschank, aber bei vielen kleineren Betrieben ist es so, dass sie teilweise nur noch einen Vollautomaten haben. Diese bieten dann nur Caffè Crema an und lassen den Filterkaffee weg.
Holthaus-Vehse: Schade eigentlich, denn in meinen Augen ist der Caffè Crema im Grunde ein schwieriges Produkt, weil es dem Filterkaffee-Trinker nicht gerecht wird und dem Espresso-Trinker auch nicht. Und die Leute, die sich Caffè Crema holen, denken oft, dass es sich dabei um einen Milchkaffee handelt, nur weil die Crema obendrauf ist.
Hintelmann: Was vielleicht eben bei meiner Aussage falsch rübergekommen ist: Wir haben nebenbei Maschinen da, wo die Kunden Caffè Crema kriegen könnten. Da ist aber trotzdem der Filterkaffee festgesetzt. Ich glaube, wenn ich nur Caffè Crema anbieten würde, dann würde die Nachfrage sinken.
Holthaus-Vehse: Wenn mich jemand fragt, ob eine Bäckerei Filterkaffee braucht, würde ich das auf jeden Fall bejahen. Der „normale Deutsche“ liebt seinen Filterkaffee. Und ich glaube, wenn man ihm eine Geschichte gibt, dann wird er auch wieder sexy. Man hört und liest oft in den Medien, wie trendig Filterkaffee ist. Aber wir dürfen Filterkaffee nicht so machen wie früher, sondern vielleicht mit einer anderen Arbeitsweise. Die „Nerds“, die sich damit positionieren wollen, nennen das dann „Third Wave“. Dann muss man aber aufpassen, dass es nicht zu Slow Food wird…
Schlautmann: Ich habe das auch unterstrichen für die Zukunft. Wenn der Bäcker ein Shop-in-Shop-System gedanklich durchgeht, sollte er seinen Kaffee-Counter noch etwas anders darstellen und mehr Botschaften geben, die das Beste vom Kaffee betonen und dazu entsprechende Informationen liefern. Da steckt weiteres Potenzial drin, um noch mehr Kunden zu begeistern können – bevor der Wettbewerber und die Coffeebar an der nächsten Ecke auftauchen. Wo wir jetzt so viel über Qualität und Storytelling reden: Ist es denn auch legitim, am anderen Ende des Spektrums über Dinge wie über einen Vendingautomat oder den ganz schnellen Kaffee an Standorten wie Bahnhöfen oder Flughäfen nachzudenken? Kaffee, den die Kunden ganz schnell abgreifen und mitnehmen können, der vielleicht schon fertig gezapft und vielleicht mit einer Backware als Kombiangebot verpackt ist?
Holthaus-Vehse:
Da muss ich mich wiederholen: Kaffee und Wasser, ob das der Vollautomat oder der Barista ist, es geht immer um Kaffee, Mahlung und Wasser. Wer da aufs Knöpfchen drückt, ist dem Kaffee total egal. Wenn ich den Vendingautomat mit einem sehr guten Kaffee bestücke und er technisch die Möglichkeiten hat, das richtige Wasser in der richtigen Temperatur da durchzuschicken, dann ist da geschmacklich gar kein Unterschied zwischen einem Vollautomaten und einem Vendingautomaten.
Schlautmann: Ich bin da bei Ihnen. Ich muss wieder Costa Coffee ansprechen. In England an den Tankstellen gab es früher einen kleinen Costa-Coffeeshop mit Barista und heute gibt es die Vendingautomaten. Die Maschinen haben vorne Displays und eine Bebilderung und eine tolle Story dahinter, also genau das, was wir eigentlich damit verbinden wollen, wird dort gelebt. Ich glaube, an vielen deutschen Standorten wäre das auch denkbar, genauso wie SB-Konzepte.
Van der Mei: Was ist das Erfolgskonzept von Costa? Ich nenne das mal „Premium-Vending“. Vendingautomaten in Deutschland bedeuten eher bescheidenen Kaffee mit Topping-Pulver, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Es gibt von Costa auch wirklich schon Premium-Vendinggeräte. Die Nachfrage kommt vor allem aus dem amerikanischen Markt heraus. Natürlich so, dass man auf Knopfdruck auch einen ordentlichen Cappuccino mit Frischmilch herausbekommt. Das funktioniert und das könnte auch in Deutschland Einzug halten. Wenn man sich Japan mal anschaut und dort den Family-Markt, der so eine Art Rewe mit mittlerweile 5.000–6.000 Shops ist, da funktioniert „Premium-Vending“ auch. Ganz oft fiel heute auch schon das Wort Becher. Der Plastik- oder Pappbecher ist ja stark in Verruf geraten. Es sind schon ein paar spannende Alternativen da; ich habe mir z.B. jetzt bei meinem Bäcker einen wiederverwendbaren gekauft und bekomme jeden Kaffee, den ich mir da einfüllen lasse, 10 Cent günstiger: Nach 43 Kaffees hat sich der Becher amortisiert und ich schone auch noch die Umwelt. Wie wir gehört haben, ist „to Go“ in den Bäckereien weiter im Aufwind – dann müssen Sie ja auch über diese Dinge nachdenken.
Daube:
Ich habe mich bereits im Herbst danach erkundigt, dann u. a. Porzellanbecher gekauft und für Weihnachten auch in Packpapier eingepackt, damit die Becher verschenkt werden können. Sehr stark wird das aber noch nicht angenommen und zum Teil sind wir auch selbst daran schuld: Wenn der Kunde mit dem Porzellanbecher kommt, dürfen Sie als Bäcker den noch nicht mal in die Hand nehmen. Dann muss also die Verkäuferin den Kaffee mit der Kanne auffüllen. Und Cappuccino oder Latte Macchiato geht nicht, weil man den Becher ja nicht berühren darf. Und so ein Porzellanbecher ist natürlich auch schwer. Für unterwegs eignet sich das nicht. Ich wünschte, da gäbe es schon weitere innovative Lösungen, aber dieses Refill-System finde ich im To-Go-Bereich schwierig.
Hintelmann: Schwieriges Thema. Die perfekte Lösung ist jetzt noch nicht da. Es gab zwar schon Gespräche und runde Tische, aber perfekt ist es noch nicht. Doch es nützt ja nichts, wir müssen es dann den Kunden verkaufen und es muss bei ihnen noch mehr in die Köpfe. Da muss noch mehr passieren.
Daube: Hinzu kommt auch der Deckel. Der Plastikdeckel ist auch bei den „grünen“ Coffee-to-Go-Bechern drauf. Aber da jetzt noch draus zu trinken und den an den Mund zu nehmen ...
Schießl: Und Impulskäufe werden bei der Diskussion ganz außer Acht gelassen. Man hat ja nicht immer seinen Becher dabei. Und bei einem Pfandsystem sollen dann erst einmal 10 Euro bezahlt werden, was auch nicht gerade die Kaufentscheidung erleichtert.
Hintelmann: „Ich kann heute keinen Kaffee trinken, ich habe meinen Becher vergessen.“
Schlautmann: Aber auch Kaffeeanbieter können etwas dazu. Es gibt ja immer noch Pappbecher, da müssen die Konsumenten zwei Pappbecher nehmen, weil sie sich sonst verbrennen.
Daube: Diese Becher habe ich schon aussortiert!
Schlautmann: Sehen Sie! Das ist ja zumindest ökologisch gesehen schon einmal gut, wenn man Becher hat, von denen man nur einen braucht und die Hände nicht zu heiß werden.
Daube: Wenn darauf achtet, was da an Coffee-to-Go-Bechern durchrauscht und wo die heutzutage überall hingeschmissen werden, dann wird einem schon bewusst, dass sich da etwas ändern muss. Eine kleine Plastiktüte kostet mittlerweile überall 10 Cent. Das wurde jetzt wirklich eingeschränkt. Sogar für diese Hemdchen-Tüten können sie jetzt wunderbar Geld nehmen – auf einmal geht das. Früher ist es durchaus passiert, dass der Kunde beim Rewe eingekauft hat und sich bei uns – voll bepackt – die kostenlose Tüte organisiert hat. Wir müssen schon was tun für unsere Umwelt, damit unsere Kinder und Enkelkinder gut leben können, daher sollte eine vernünftige Lösung gefunden werden.
Hintelmann: Zu den Plastiktüten: Wir haben als Bäckerinnung zu Nikolaus eine Tragetasche aus rotem Stoff herausgegeben, weil unsere Farbe Rot ist. Die Idee dazu war bereits zur vergangenen Internorga geboren. Wir versuchen da schon was zu machen und den Kunden zu sensibilisieren. Die Tasche kann man immer wieder benutzen und manche benutzen sie auch nur für Brot und Brötchen und bringen sie immer wieder mit.
Schießl: Die ideale Lösung wäre, wenn man nicht nur einen regionalen Becher wie in Freiburg oder Berlin hat. Wir bräuchten einen Deutschland-Becher! Einmal Pfand bezahlen und dann tauscht man, egal wo.
Holthaus-Vehse: Ja, auch in der Bahn und überall. Wenn wir das einheitlich und logistisch hinkriegen würden, wäre das toll. Irgendjemand muss anfangen und den Mut haben zu sagen: „Das ist jetzt einfach so.“ Erstaunlicherweise kommen dann auch irgendwann alle klar und dann ist auch Ruhe. Ich denke nach drei bis sechs Monaten haben sich alle daran gewöhnt.
Schießl: Oder wir brauchen den Bäcker-Becher, den es in jeder Bäckerei gibt.
Hintelmann: Dafür sollten wir beide antreten! Ob Bambus, Plastik oder Pappe: Sollte man drei Bechergrößen anbieten, damit der Kunde mindestens den Zweitgrößten kauft?
Schlautmann:
Der SB-Bereich hat mittlerweile eine einzige Größe für Außer-Haus.
Holthaus-Vehse: Also mit drei Bechergrößen habe ich gekämpft. Für McCafé sollte ich Getränke entwickeln für alle drei Größen und die sollten auch gleich schmecken. Aber mit einem Siebträger, wo nur zwei Größen herauslaufen eine dreifache Getränkegröße zu gestalten, wo die Milch aber prozentual nicht zu Kaffeemenge passte, war gar nicht möglich. Dass der kleine Cappuccino wie der große und der XXL-Cappuccino schmecken sollte, das hat sehr viel Wissen erfordert. Mag ja sein, dass der Endverbraucher das möchte, aber in diesem Fall war das nicht praktikabel.
Hintelmann: Dem Konsumenten reichen zwei Größen. Also Cappuccino klein oder groß, oder mittel und groß, je nachdem wie man das nennen möchte.
Schlautmann: Der Verkaufserfolg haben die Mitarbeiter, wenn sie den Kunden fragen: „Wollen Sie den Großen?“ Dann wird der auch verkauft! In jüngster Zeit geht der Trend hin zu zwei Größen.
Schießl: Eigentlich haben wir ja schon ein Drei-Größen-Konzept. Die Getränke schmecken zwar ein bisschen unterschiedlich, aber nach Definition ist ja ein Cappuccino eher in einer kleinen Tasse, Milchkaffee eher in großen Tassen drin. Der Latte Macchiato kommt als Mittelding in Sachen Größe daher. Da kann man ja auch dementsprechend beraten. Ich bin auch der Meinung, dass es im Laden zwei Tassen geben sollte, die man mit Filterkaffee aufgießt, bei Cappuccino vielleicht auch noch, beim Milchkaffee wird’s dann schon wieder schwierig. Es gibt aber auch Standorte, wo drei Größen funktionieren. Aber ich frage mich immer: Brauchen wir das wirklich? Vor allem auch von der Umsetzung her für die Mitarbeiter: Welche Tasse nehme ich jetzt? Wie schaut das Ganze aus? Auch die Lagerkapazität muss dann viel größer sein und man sollte wirklich schauen, ob man damit auch entsprechende Umsätze generieren kann.
Daube: Wir bieten drei Größen an, aber die größte Menge – 0,4 Liter – ist wirklich nur beim Kaffee to Go gefragt. Es kommt keiner und möchte einen Cappuccino oder Latte Macchiato im großen Becher. Also überlegen wir aufgrund der Lagerkapazität auch, ob wir das abschaffen. Was habe ich am Ende davon?
Schlautmann: Manche Anbieter brauchen zwei Größen, um einen Preiseinstieg zu haben, weil sie den kleinen Cappuccino unter 2 Euro lassen wollten. Und so kam es, dass man bei Filterkaffee die verschiedenen Größen anbietet. Aber heute reichen im Haus zwei und draußen eine Größe.
Schießl: Bei den Größen ist auch zu beachten, dass man im Haus Porzellan und draußen Becher hat. Dann fällt mir immer auf, dass die Becher draußen doch um einiges größer sind als die Tassen im Haus. Da gilt es zu überlegen, ob man sich nicht zu seinen Porzellangrößen im Haus die passenden Bechergrößen aussucht. Wenn z.B. der Vollautomat auf das Porzellan eingestellt ist und ich lasse die Kaffeespezialität in den Becher laufen, der nur halb voll ist, muss man überlegen, ob man eine Nummer kleiner beim Becher nimmt, damit es besser übereinstimmt. Im vergangenen Jahr war ich in Schweden, wollte mir am Flughafen noch einen zweiten Kaffee holen und als ich die Brieftasche zückte, hat man abgewunken: Einmal bezahlen und man darf theoretisch so viel Filterkaffee nachfüllen, wie man will.
Holthaus-Vehse: Ja, aber Cappuccino wahrscheinlich nicht.
Steins: Was ich damit einleiten will, ist eine Diskussion über Vermarktungskonzepte und Werbung. Gibt es da pfiffige Ideen, die Sie beobachten? Ist das Nachfüll-Konzept überhaupt für Deutschland geeignet oder würde es „missbraucht“?
Hintelmann: Dort, wo Refill angeboten wird, ist eine schwache Konsum-Zielgruppe vorherrschend, die dann später das Geld auch nicht mehr hat.
Schießl: Ich würde es nicht anbieten, sondern lieber sagen: Ich habe meine Qualität, und meine Qualität kostet Geld. Damit sind wir wieder bei dem Punkt Wertigkeit.
Holthaus-Vehse: Die Wahrnehmung ist: Was ich umsonst anbieten kann, ist nichts wert.
Daube: Ich würde es auch nicht anbieten. Es ist genau dasselbe, wenn Kollegen abends das Brot billiger anbieten. Da sind wir auch nicht aufgesprungen. Ich muss dem Bäcker ja den gleichen Lohn zahlen. Und dass ein Kunde um 16 Uhr noch den vollen Preis zahlen muss und der Kunde um 18 Uhr dann weniger, das sehe ich nicht ein. So ist es auch beim Kaffee. Ich habe ja gleich bleibende Kosten für meine Verkäuferin und die Instandhaltung und Reinigung der Maschine.
Hintelmann: Man sagt ja auch dem Vermieter nicht: „Am Ende des Jahres zahle ich weniger Miete.“ Das kann man ja auch gar nicht dem Kunden erklären, der um fünf vor vier kommt, dass das Brot um kurz nach vier nur noch die Hälfte kostet.
Holthaus-Vehse: Das kommt vielleicht aus diesem Happy-Hour-Gedanken…
Schießl: …oder der Warendruck ist zum Ende so groß, dass man unbedingt noch etwas wegbekommen muss. Aber dann würde ich lieber andere Wege gehen.
Hintelmann: Die Idee der Vermarkter, dass die Regale bis 18 oder 19 Uhr voll gefüllt sein müssen, ist nicht mehr so dominant wie vor zehn Jahren. Vor zehn Jahren war das auch in den Verträgen festgeschrieben. Das wird nicht mehr gemacht, weil es einfach nicht mehr vertretbar ist. Jeder, der verkauft und davon lebt, wird darauf sehen, dass er bis zum Ende nur die Menge hat, die auch verbraucht wird.
Daube: Das hat ja sonst auch nichts mehr mit Nachhaltigkeit zu tun.
Hintelmann: Wenn es passiert, dass nichts mehr da ist, dann muss man halt reagieren. Dass ich immer zu viel von allen Sorten anbiete, geht gar nicht. Der Grundkonsens scheint zu sein, dass Bäcker sowohl beim Kernsortiment als auch beim Kaffee besser beraten sind, auf Wertigkeit zu setzen.
Hintelmann:
Warum kommt der Kunde denn zu uns? Weil wir Qualität haben, weil er nett bedient wird – und nicht, weil wir was Billiges haben. Wir brauchen als Bäcker die Leute nicht mehr satt zu machen, sondern müssen den Genuss hochhalten, und das ist beim Brot, beim Kuchen und beim Kaffee genau dasselbe!
Daube: Der menschliche Aspekt spielt auch eine große Rolle. Gerade in der Diskussion, ob Discounter oder Bäcker. Beim Bäcker gibt es wirklich noch eine kompetente Person, die man etwas fragen kann, und dort gibt es vielleicht noch ein paar Besonderheiten.
Holthaus-Vehse: Oder der Bäcker begrüßt mich nett morgens. Viele haben ja zu Hause gar nicht mehr gefrühstückt. Die kommen direkt zu Ihnen und holen ihren Kaffee und nehmen noch was Kleines mit und da ist es natürlich wichtig, dass die Verkäuferin nett und freundlich ist.
Schießl: Personen mit Einzelhaushalt suchen z.B. auch das Gespräch, da ist es wichtig, dass die Verkäuferin nicht nur dasteht, sondern auch lächelt und etwas sagt. Herr van der Mei, Sie stehen mit WMF auch in einem knallharten Innovationswettbewerb – geringerer Ressourceneinsatz, schnellere Leistung usw. –, gerade wenn ich mir z.B. die Aussteller auf der Internorga anschaue. Können Sie schildern, was Sie derzeit, speziell mit dem Blick auf die Zukunft, besonders umtreibt?
Van der Mei: Wir haben unseren Markt segmentiert in den letzten eineinhalb bis zwei Jahren und wir schauen uns natürlich auch außerhalb der Bäckerbranche, wo wir aktuell gut vertreten sind, nach anderen Zielsegmenten des Kaffeekonsums um. Da ist für uns ganz klar der Office-Bereich gesetzt und hierfür werden wir auch auf der Internorga etwas vorstellen. Auch in die Offices im weitesten Sinne bringen wir einen professionellen und qualitativ hochwertigen Kaffee. Für uns ist auch unsere Espresso-Maschine, scheinbar der Feind des Barista, wichtig.
Holthaus-Vehse: Ich sage ja nicht, dass jeder einen Barista braucht. Im Gegenteil: entweder richtig oder gar nicht. Das ist es, was die Leute verstehen müssen, dass ein Vollautomat nicht alles automatisch, sondern halt sehr gleichmäßig immer dasselbe und das auch noch bedienerfreundlich macht. Und dennoch muss man ihn eben einstellen.
Van der Mei: Da muss es einfach standardisierter ablaufen und die Kaffeequalität gleich bleibend sein. Dafür haben wir die Maschinen kreiert. Natürlich betrachten wir auch das Thema Cold Brew: Das ist kein Hexenwerk, nur im Moment noch nicht bezahlbar. Da müssen unsere Entwicklungslabore noch ein bisschen forschen. Und dann natürlich das ganze Thema Digitalisierung und Individualisierung der Kaffees. Dazu müssen wir nur auf den Consumer-Bereich schauen und die Werbung beobachten: Da individualisiert der smarte Italiener seinen Kaffee von der Stärke und Zusammensetzung her per Smartphone und schickt es ans Gerät, welches dann entsprechend ausschenkt. Wir haben das schon auf der vergangenen Internorga gezeigt: die „My Coffee“-App. Daneben kann die telemetrische Anbindung unserer Geräte einen großen Vorteil für den Eigentümer oder Mieter des Gerätes bringen. Die Digitalisierung rund um den Kaffeebereich ist das Thema, dem wir uns gerade sehr stark widmen; auch mit externer Hilfe. Und das wird unserer Meinung nach in den nächsten fünf Jahren Trend werden.
Holthaus-Vehse: Dann sind wir schon wieder im Vending-Bereich, oder? Wenn das so personalisiert ist für den Konsumenten, da braucht man ja schon fast den Mitarbeiter nicht mehr.
Van der Mei: Es geht nicht darum, die Mitarbeiter zu ersetzen. Es geht darum, Erkenntnisse zu sammeln, also ums „Data Mining“. Da kann man auch darüber nachdenken, wie man die Kaffeemaschine ins Internet bringt, um dann über andere Informationen die Nachfrage zu prognostizieren und ggf. Preisanpassungen vorzunehmen. Das ist nicht weit weg. Das hat aber nichts mit Personal zu tun, sondern mit einem Informationsvorsprung, den ich generiere, um Umsatz zu erzielen.
Schlautmann: Bei Harris + Hoole aus London hat man eine App, die erkennt, wenn ich in der Nähe des nächsten Stores bin. Dann schaue ich über die App, ob die den Kaffee haben, den ich mag. Wenn ich das bestätigte, poppt im Store auf der Kasse mein Gesicht auf und dann wissen die, welchen Espresso ich haben will.
Holthaus-Vehse: Aber es gibt mittlerweile so viele Erkennungsdienste, dass ich auch in der Stadt zu irgendeinem Vendingautomaten gehen kann, und der Automat erkennt aufgrund meiner App, welchen Kaffee ich gerne hätte.
Van der Mei: Aber kennen Sie die App Barcoo? Barcoo ist eine App, die Ihnen, wenn Sie z.B. vor einem Media Markt stehen, das aktuelle Angebot zuspielt. So etwas kann man schön verbinden, wenn sie einen individualisierten Kaffee rauslassen. Wenn jemand immer eine gewisse Einstellung der Stärke seines Kaffees wünscht und Geofencing einsetzt, weiß er genau, dass sich 300 Meter weiter rechts ein Bäcker mit einem Vollautomaten befindet: Dort kann er seinen individualisierten Kaffee rauslassen. Das ist digital. Aber worum geht’s? Es geht um einen Informationsvorsprung, mit dem man Umsatz generieren kann. Dann schickt man noch einen 20-Cent-Coupon raus und der Kunde kommt garantiert. Das sind alles Konstrukte und Geschäftsmodelle, über die wir stark nachdenken und die wir unterstützen können. Auf der einen Seite natürlich für den Erfolg des Unternehmers, aber auch als Servicegedanke für den Konsumenten. Das muss man miteinander verknüpfen, um Mehrwert zu erzeugen. Abschließend bitte ich um ein Schlusswort und einen Ausblick: Wie sehen Sie die Wachstumschancen im Kaffeebereich für Bäckereien und Konditoreien? Und: Warum sollte der Kunde ausgerechnet dorthin gehen, um seinen Kaffee zu trinken?
Schlautmann: Grundsätzlich hat der Konsument morgens das Bedürfnis, seinen Kaffee zu konsumieren und geht dorthin, oder er möchte sich mit Freunden treffen. Die Kernbotschaft, die wir heute auch besprochen haben: Wer individuell bleibet, das auch stärker nach außen darstellt und auch die Kompetenz beim Kaffee darstellen kann, dazu eine Wohlfühlatmosphäre schafft, hat auch die Möglichkeiten, die Konsumenten zu begeistern und sie zu überzeugen, dass er der richtige Partner ist, wo man aktuell seinen Kaffee trinkt.
Holthaus-Vehse: Für mich ist das Tolle am Bäcker eigentlich die Erreichbarkeit. Es gibt so gute und unglaublich viele Bäcker im Vergleich zu Coffeeshops. Das heißt für die Kunden: Wenn ich einen Bäcker habe, der auch über die Kaffeekompetenz verfügt, weil es auch so schön passt mit Frühstück oder Kuchen, dann habe alles in einem Store und das relativ nah beieinander sowie überall erreichbar. Deswegen wäre es wünschenswert, wenn der Bäcker in Sachen Kaffeekompetenz ein bisschen aufrüsten würde.
Van der Mei: Die Wachstumschancen im Bereich Kaffee sind nach wie vor außerordentlich groß. Es gibt nicht sehr viele Märkte oder Branchen, wo es so komfortabel zugeht wie in der Kaffeebranche. Die Zukunftschancen in der Bäckerei erachte ich als sehr gut, weil die Positionierung der Innungsbäcker speziell in Deutschland mit seiner Brotkultur so gut ist, dass man schon Fehler machen muss, wenn man sich gegenüber anderen Ketten oder Kaffeebarkonzepten nicht behaupten kann. Das Bäckerhandwerk ist einfach so positiv belegt, dass man das Kaffeegeschäft nur sexy machen muss. Für mich sieht das rosig aus.
Balz: Ich schlage den Bogen natürlich zur Internorga. Es freut mich, dass wir viele unterschiedliche Aussteller mit vielen unterschiedlichen Produkten haben, die jedem Besucher aus unterschiedlichen Branchen das passende Konzept, Produkt und Beratung zu jedem Standort liefern können. Darauf freue ich mich und lade natürlich jeden hier am Tisch zur Internorga ein.
Daube: Ich sehe auch Wachstumschancen bei Kaffee, gerade auch aufgrund der Single-Haushalte, die immer mehr werden. Genau die sind es, die nicht zu Hause alleine sitzen, ihren Kaffee trinken und ihr Brötchen schmieren. Nein, sie gehen morgens in die Bäckerei und kaufen dort Kaffee und ein belegtes Brötchen. Teilweise würde man natürlich noch mehr Kunden erreichen, wenn man mittags dem Kunden, der ein Stück Kuchen oder Franzbrötchen kauft, fragt, ob er einen Kaffee dazu möchte. Da gibt es den ein oder anderen, der sich denkt, dass er einen Kaffee noch mitnehmen kann. Wichtig ist auch, dass die Kaffeemaschinen gezeigt werden, damit der Kunde direkt sieht, dass es dort Kaffee gibt und nicht erst noch fragen muss. Und für mich ist zudem wichtig, nicht jeden Trend mitzumachen, sondern zu sagen: Der Kaffee oder der Latte Macchiato, der schmeckt, den können meine Verkäuferinnen auch gut zubereiten – und ich muss nicht noch ein weiteres neues Produkt haben. Das ist für mich wichtig heutzutage.
Hintelmann: Ich nehme hier heute viel mit – und das ist auch gut so. Ich wünsche mir weiterhin die 10% Steigerung und glaube, dass dies auch erzielbar ist, wenn wir dementsprechend kommunizieren und verkaufen. Ich denke, da ist noch ein bisschen Luft nach oben. Und zum Thema Qualität: Der Filterkaffee wird sich noch mehr durchsetzen, davon bin ich überzeugt.
Schießl: Auch ich sehe noch Luft nach oben, vor allem in der Bäckerei. In Deutschland ist der Gast gewohnt, dass er in der Bäckerei auch einen Kaffee bekommt. Wenn ich mir den Großraum London anschaue: Dort gibt es mehr Coffeeshops als in ganz Deutschland! Qualität spielt für mich natürlich eine Rolle, aber man kann nicht immer alles über einen Kamm scheren, sondern muss sich wirklich seine Standorte anschauen und dann überlegen: Welche Maschine nehme ich? Welches Konzept nehme ich? Gehe ich auf Trendgetränke? Mache ich vielleicht mal einen Cold-Brew-Kaffee? Und wenn ich Besonderheiten anbiete, dann wirklich mit einem Bild, sodass man die Kaffeekompetenz sieht. Der Mensch ist visuell veranlagt und wenn ein schönes Bild von einem Produkt, das er noch nicht kennt, da ist, kauft er das Produkt auch eher. Und dann würde ich auch wechselnde Spezialitäten anbieten, im Sommer vielleicht mal Kaltgetränke wie z. B. eine geeiste Latte. Im Winter gehe ich dann auf Zimt oder Lebkuchen, aber maximal drei Zutaten: Damit es schnell zuzubereiten ist, meine Mitarbeiter wissen, was sie machen und auch keine Angst vor dem Getränk haben. Das ist die große Gefahr: Hat der Mitarbeiter Angst, dann bietet er es dem Gast erst gar nicht an. Und im Kaffeebereich suchen Sie sich am besten einen Partner, der Sie unterstützt und mit dem Sie gemeinsam wachsen. Dieser kann Sie auch in einigen Dingen beraten und Tipps und Tricks geben.
Herzlichen Dank an alle!
Branche aktuell

Runder Tisch zur Zukunft des Kaffeegeschäfts

Das Kaffeegeschäft in Bäckereien und Konditoreien ist eine Erfolgsstory. 2014 wurde jede vierte Tasse außer Haus getrunken, dabei liegt der Anteil der Bäckereien/Cafés bei 35%. Grund genug für das BÄKO-magazin und die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC), sich diesem Thema anlässlich der Internorga eine Gesprächsrunde zu widmen.

Noch ein letzter Punkt in puncto Quantifizierung. Filterkaffee war und ist ja immer da – jetzt kommt er in peppigen neuen Varianten daher. Gibt es irgendeine Möglichkeit zu quantifizieren, welchen Anteil am Markt er hält? Welchen Anteil nimmt er bei Bäckern und Konditoren ein?
Hintelmann:
Also ich würde sagen unsere Standorte geben es nicht so her. Er deckt teilweise 90%
Holthaus-Vehse: 90%?
Hintelmann: Wir sind auch im Norden, das darf man nicht vergessen. Wir haben zwei Läden, die kaum belegte Brötchen anbieten. Da wird sich eher kurz aufgehalten, dann schnell der Filterkaffee getrunken oder ganz einfach als Kaffee „to Go“ mitgenommen zur Baustelle.
Steins: Wie sieht das Verhältnis dann im Süden aus?
Schießl: Direkte Zahlen für Bäckereien kann ich leider auch nicht nennen. Aber tendenziell wird im Süden mehr Caffè Crema getrunken. Die meisten größeren Filialisten haben nach wie vor Filterkaffee mit im Ausschank, aber bei vielen kleineren Betrieben ist es so, dass sie teilweise nur noch einen Vollautomaten haben. Diese bieten dann nur Caffè Crema an und lassen den Filterkaffee weg.
Holthaus-Vehse: Schade eigentlich, denn in meinen Augen ist der Caffè Crema im Grunde ein schwieriges Produkt, weil es dem Filterkaffee-Trinker nicht gerecht wird und dem Espresso-Trinker auch nicht. Und die Leute, die sich Caffè Crema holen, denken oft, dass es sich dabei um einen Milchkaffee handelt, nur weil die Crema obendrauf ist.
Hintelmann: Was vielleicht eben bei meiner Aussage falsch rübergekommen ist: Wir haben nebenbei Maschinen da, wo die Kunden Caffè Crema kriegen könnten. Da ist aber trotzdem der Filterkaffee festgesetzt. Ich glaube, wenn ich nur Caffè Crema anbieten würde, dann würde die Nachfrage sinken.
Holthaus-Vehse: Wenn mich jemand fragt, ob eine Bäckerei Filterkaffee braucht, würde ich das auf jeden Fall bejahen. Der „normale Deutsche“ liebt seinen Filterkaffee. Und ich glaube, wenn man ihm eine Geschichte gibt, dann wird er auch wieder sexy. Man hört und liest oft in den Medien, wie trendig Filterkaffee ist. Aber wir dürfen Filterkaffee nicht so machen wie früher, sondern vielleicht mit einer anderen Arbeitsweise. Die „Nerds“, die sich damit positionieren wollen, nennen das dann „Third Wave“. Dann muss man aber aufpassen, dass es nicht zu Slow Food wird…
Schlautmann: Ich habe das auch unterstrichen für die Zukunft. Wenn der Bäcker ein Shop-in-Shop-System gedanklich durchgeht, sollte er seinen Kaffee-Counter noch etwas anders darstellen und mehr Botschaften geben, die das Beste vom Kaffee betonen und dazu entsprechende Informationen liefern. Da steckt weiteres Potenzial drin, um noch mehr Kunden zu begeistern können – bevor der Wettbewerber und die Coffeebar an der nächsten Ecke auftauchen.
Wo wir jetzt so viel über Qualität und Storytelling reden: Ist es denn auch legitim, am anderen Ende des Spektrums über Dinge wie über einen Vendingautomat oder den ganz schnellen Kaffee an Standorten wie Bahnhöfen oder Flughäfen nachzudenken? Kaffee, den die Kunden ganz schnell abgreifen und mitnehmen können, der vielleicht schon fertig gezapft und vielleicht mit einer Backware als Kombiangebot verpackt ist?
Holthaus-Vehse:
Da muss ich mich wiederholen: Kaffee und Wasser, ob das der Vollautomat oder der Barista ist, es geht immer um Kaffee, Mahlung und Wasser. Wer da aufs Knöpfchen drückt, ist dem Kaffee total egal. Wenn ich den Vendingautomat mit einem sehr guten Kaffee bestücke und er technisch die Möglichkeiten hat, das richtige Wasser in der richtigen Temperatur da durchzuschicken, dann ist da geschmacklich gar kein Unterschied zwischen einem Vollautomaten und einem Vendingautomaten.
Schlautmann: Ich bin da bei Ihnen. Ich muss wieder Costa Coffee ansprechen. In England an den Tankstellen gab es früher einen kleinen Costa-Coffeeshop mit Barista und heute gibt es die Vendingautomaten. Die Maschinen haben vorne Displays und eine Bebilderung und eine tolle Story dahinter, also genau das, was wir eigentlich damit verbinden wollen, wird dort gelebt. Ich glaube, an vielen deutschen Standorten wäre das auch denkbar, genauso wie SB-Konzepte.
Van der Mei: Was ist das Erfolgskonzept von Costa? Ich nenne das mal „Premium-Vending“. Vendingautomaten in Deutschland bedeuten eher bescheidenen Kaffee mit Topping-Pulver, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Es gibt von Costa auch wirklich schon Premium-Vendinggeräte. Die Nachfrage kommt vor allem aus dem amerikanischen Markt heraus. Natürlich so, dass man auf Knopfdruck auch einen ordentlichen Cappuccino mit Frischmilch herausbekommt. Das funktioniert und das könnte auch in Deutschland Einzug halten. Wenn man sich Japan mal anschaut und dort den Family-Markt, der so eine Art Rewe mit mittlerweile 5.000–6.000 Shops ist, da funktioniert „Premium-Vending“ auch.
Ganz oft fiel heute auch schon das Wort Becher. Der Plastik- oder Pappbecher ist ja stark in Verruf geraten. Es sind schon ein paar spannende Alternativen da; ich habe mir z.B. jetzt bei meinem Bäcker einen wiederverwendbaren gekauft und bekomme jeden Kaffee, den ich mir da einfüllen lasse, 10 Cent günstiger: Nach 43 Kaffees hat sich der Becher amortisiert und ich schone auch noch die Umwelt. Wie wir gehört haben, ist „to Go“ in den Bäckereien weiter im Aufwind – dann müssen Sie ja auch über diese Dinge nachdenken.
Daube:
Ich habe mich bereits im Herbst danach erkundigt, dann u. a. Porzellanbecher gekauft und für Weihnachten auch in Packpapier eingepackt, damit die Becher verschenkt werden können. Sehr stark wird das aber noch nicht angenommen und zum Teil sind wir auch selbst daran schuld: Wenn der Kunde mit dem Porzellanbecher kommt, dürfen Sie als Bäcker den noch nicht mal in die Hand nehmen. Dann muss also die Verkäuferin den Kaffee mit der Kanne auffüllen. Und Cappuccino oder Latte Macchiato geht nicht, weil man den Becher ja nicht berühren darf. Und so ein Porzellanbecher ist natürlich auch schwer. Für unterwegs eignet sich das nicht. Ich wünschte, da gäbe es schon weitere innovative Lösungen, aber dieses Refill-System finde ich im To-Go-Bereich schwierig.
Hintelmann: Schwieriges Thema. Die perfekte Lösung ist jetzt noch nicht da. Es gab zwar schon Gespräche und runde Tische, aber perfekt ist es noch nicht. Doch es nützt ja nichts, wir müssen es dann den Kunden verkaufen und es muss bei ihnen noch mehr in die Köpfe. Da muss noch mehr passieren.
Daube: Hinzu kommt auch der Deckel. Der Plastikdeckel ist auch bei den „grünen“ Coffee-to-Go-Bechern drauf. Aber da jetzt noch draus zu trinken und den an den Mund zu nehmen …
Schießl: Und Impulskäufe werden bei der Diskussion ganz außer Acht gelassen. Man hat ja nicht immer seinen Becher dabei. Und bei einem Pfandsystem sollen dann erst einmal 10 Euro bezahlt werden, was auch nicht gerade die Kaufentscheidung erleichtert.
Hintelmann: „Ich kann heute keinen Kaffee trinken, ich habe meinen Becher vergessen.“
Schlautmann: Aber auch Kaffeeanbieter können etwas dazu. Es gibt ja immer noch Pappbecher, da müssen die Konsumenten zwei Pappbecher nehmen, weil sie sich sonst verbrennen.
Daube: Diese Becher habe ich schon aussortiert!
Schlautmann: Sehen Sie! Das ist ja zumindest ökologisch gesehen schon einmal gut, wenn man Becher hat, von denen man nur einen braucht und die Hände nicht zu heiß werden.
Daube: Wenn darauf achtet, was da an Coffee-to-Go-Bechern durchrauscht und wo die heutzutage überall hingeschmissen werden, dann wird einem schon bewusst, dass sich da etwas ändern muss. Eine kleine Plastiktüte kostet mittlerweile überall 10 Cent. Das wurde jetzt wirklich eingeschränkt. Sogar für diese Hemdchen-Tüten können sie jetzt wunderbar Geld nehmen – auf einmal geht das. Früher ist es durchaus passiert, dass der Kunde beim Rewe eingekauft hat und sich bei uns – voll bepackt – die kostenlose Tüte organisiert hat. Wir müssen schon was tun für unsere Umwelt, damit unsere Kinder und Enkelkinder gut leben können, daher sollte eine vernünftige Lösung gefunden werden.
Hintelmann: Zu den Plastiktüten: Wir haben als Bäckerinnung zu Nikolaus eine Tragetasche aus rotem Stoff herausgegeben, weil unsere Farbe Rot ist. Die Idee dazu war bereits zur vergangenen Internorga geboren. Wir versuchen da schon was zu machen und den Kunden zu sensibilisieren. Die Tasche kann man immer wieder benutzen und manche benutzen sie auch nur für Brot und Brötchen und bringen sie immer wieder mit.
Schießl: Die ideale Lösung wäre, wenn man nicht nur einen regionalen Becher wie in Freiburg oder Berlin hat. Wir bräuchten einen Deutschland-Becher! Einmal Pfand bezahlen und dann tauscht man, egal wo.
Holthaus-Vehse: Ja, auch in der Bahn und überall. Wenn wir das einheitlich und logistisch hinkriegen würden, wäre das toll. Irgendjemand muss anfangen und den Mut haben zu sagen: „Das ist jetzt einfach so.“ Erstaunlicherweise kommen dann auch irgendwann alle klar und dann ist auch Ruhe. Ich denke nach drei bis sechs Monaten haben sich alle daran gewöhnt.
Schießl: Oder wir brauchen den Bäcker-Becher, den es in jeder Bäckerei gibt.
Hintelmann: Dafür sollten wir beide antreten!
Ob Bambus, Plastik oder Pappe: Sollte man drei Bechergrößen anbieten, damit der Kunde mindestens den Zweitgrößten kauft?
Schlautmann:
Der SB-Bereich hat mittlerweile eine einzige Größe für Außer-Haus.
Holthaus-Vehse: Also mit drei Bechergrößen habe ich gekämpft. Für McCafé sollte ich Getränke entwickeln für alle drei Größen und die sollten auch gleich schmecken. Aber mit einem Siebträger, wo nur zwei Größen herauslaufen eine dreifache Getränkegröße zu gestalten, wo die Milch aber prozentual nicht zu Kaffeemenge passte, war gar nicht möglich. Dass der kleine Cappuccino wie der große und der XXL-Cappuccino schmecken sollte, das hat sehr viel Wissen erfordert. Mag ja sein, dass der Endverbraucher das möchte, aber in diesem Fall war das nicht praktikabel.
Hintelmann: Dem Konsumenten reichen zwei Größen. Also Cappuccino klein oder groß, oder mittel und groß, je nachdem wie man das nennen möchte.
Schlautmann: Der Verkaufserfolg haben die Mitarbeiter, wenn sie den Kunden fragen: „Wollen Sie den Großen?“ Dann wird der auch verkauft! In jüngster Zeit geht der Trend hin zu zwei Größen.
Schießl: Eigentlich haben wir ja schon ein Drei-Größen-Konzept. Die Getränke schmecken zwar ein bisschen unterschiedlich, aber nach Definition ist ja ein Cappuccino eher in einer kleinen Tasse, Milchkaffee eher in großen Tassen drin. Der Latte Macchiato kommt als Mittelding in Sachen Größe daher. Da kann man ja auch dementsprechend beraten. Ich bin auch der Meinung, dass es im Laden zwei Tassen geben sollte, die man mit Filterkaffee aufgießt, bei Cappuccino vielleicht auch noch, beim Milchkaffee wird’s dann schon wieder schwierig. Es gibt aber auch Standorte, wo drei Größen funktionieren. Aber ich frage mich immer: Brauchen wir das wirklich? Vor allem auch von der Umsetzung her für die Mitarbeiter: Welche Tasse nehme ich jetzt? Wie schaut das Ganze aus? Auch die Lagerkapazität muss dann viel größer sein und man sollte wirklich schauen, ob man damit auch entsprechende Umsätze generieren kann.
Daube: Wir bieten drei Größen an, aber die größte Menge – 0,4 Liter – ist wirklich nur beim Kaffee to Go gefragt. Es kommt keiner und möchte einen Cappuccino oder Latte Macchiato im großen Becher. Also überlegen wir aufgrund der Lagerkapazität auch, ob wir das abschaffen. Was habe ich am Ende davon?
Schlautmann: Manche Anbieter brauchen zwei Größen, um einen Preiseinstieg zu haben, weil sie den kleinen Cappuccino unter 2 Euro lassen wollten. Und so kam es, dass man bei Filterkaffee die verschiedenen Größen anbietet. Aber heute reichen im Haus zwei und draußen eine Größe.
Schießl: Bei den Größen ist auch zu beachten, dass man im Haus Porzellan und draußen Becher hat. Dann fällt mir immer auf, dass die Becher draußen doch um einiges größer sind als die Tassen im Haus. Da gilt es zu überlegen, ob man sich nicht zu seinen Porzellangrößen im Haus die passenden Bechergrößen aussucht. Wenn z.B. der Vollautomat auf das Porzellan eingestellt ist und ich lasse die Kaffeespezialität in den Becher laufen, der nur halb voll ist, muss man überlegen, ob man eine Nummer kleiner beim Becher nimmt, damit es besser übereinstimmt.
Im vergangenen Jahr war ich in Schweden, wollte mir am Flughafen noch einen zweiten Kaffee holen und als ich die Brieftasche zückte, hat man abgewunken: Einmal bezahlen und man darf theoretisch so viel Filterkaffee nachfüllen, wie man will.
Holthaus-Vehse: Ja, aber Cappuccino wahrscheinlich nicht.
Steins: Was ich damit einleiten will, ist eine Diskussion über Vermarktungskonzepte und Werbung. Gibt es da pfiffige Ideen, die Sie beobachten? Ist das Nachfüll-Konzept überhaupt für Deutschland geeignet oder würde es „missbraucht“?
Hintelmann: Dort, wo Refill angeboten wird, ist eine schwache Konsum-Zielgruppe vorherrschend, die dann später das Geld auch nicht mehr hat.
Schießl: Ich würde es nicht anbieten, sondern lieber sagen: Ich habe meine Qualität, und meine Qualität kostet Geld. Damit sind wir wieder bei dem Punkt Wertigkeit.
Holthaus-Vehse: Die Wahrnehmung ist: Was ich umsonst anbieten kann, ist nichts wert.
Daube: Ich würde es auch nicht anbieten. Es ist genau dasselbe, wenn Kollegen abends das Brot billiger anbieten. Da sind wir auch nicht aufgesprungen. Ich muss dem Bäcker ja den gleichen Lohn zahlen. Und dass ein Kunde um 16 Uhr noch den vollen Preis zahlen muss und der Kunde um 18 Uhr dann weniger, das sehe ich nicht ein. So ist es auch beim Kaffee. Ich habe ja gleich bleibende Kosten für meine Verkäuferin und die Instandhaltung und Reinigung der Maschine.
Hintelmann: Man sagt ja auch dem Vermieter nicht: „Am Ende des Jahres zahle ich weniger Miete.“ Das kann man ja auch gar nicht dem Kunden erklären, der um fünf vor vier kommt, dass das Brot um kurz nach vier nur noch die Hälfte kostet.
Holthaus-Vehse: Das kommt vielleicht aus diesem Happy-Hour-Gedanken…
Schießl: …oder der Warendruck ist zum Ende so groß, dass man unbedingt noch etwas wegbekommen muss. Aber dann würde ich lieber andere Wege gehen.
Hintelmann: Die Idee der Vermarkter, dass die Regale bis 18 oder 19 Uhr voll gefüllt sein müssen, ist nicht mehr so dominant wie vor zehn Jahren. Vor zehn Jahren war das auch in den Verträgen festgeschrieben. Das wird nicht mehr gemacht, weil es einfach nicht mehr vertretbar ist. Jeder, der verkauft und davon lebt, wird darauf sehen, dass er bis zum Ende nur die Menge hat, die auch verbraucht wird.
Daube: Das hat ja sonst auch nichts mehr mit Nachhaltigkeit zu tun.
Hintelmann: Wenn es passiert, dass nichts mehr da ist, dann muss man halt reagieren. Dass ich immer zu viel von allen Sorten anbiete, geht gar nicht.
Der Grundkonsens scheint zu sein, dass Bäcker sowohl beim Kernsortiment als auch beim Kaffee besser beraten sind, auf Wertigkeit zu setzen.
Hintelmann:
Warum kommt der Kunde denn zu uns? Weil wir Qualität haben, weil er nett bedient wird – und nicht, weil wir was Billiges haben. Wir brauchen als Bäcker die Leute nicht mehr satt zu machen, sondern müssen den Genuss hochhalten, und das ist beim Brot, beim Kuchen und beim Kaffee genau dasselbe!
Daube: Der menschliche Aspekt spielt auch eine große Rolle. Gerade in der Diskussion, ob Discounter oder Bäcker. Beim Bäcker gibt es wirklich noch eine kompetente Person, die man etwas fragen kann, und dort gibt es vielleicht noch ein paar Besonderheiten.
Holthaus-Vehse: Oder der Bäcker begrüßt mich nett morgens. Viele haben ja zu Hause gar nicht mehr gefrühstückt. Die kommen direkt zu Ihnen und holen ihren Kaffee und nehmen noch was Kleines mit und da ist es natürlich wichtig, dass die Verkäuferin nett und freundlich ist.
Schießl: Personen mit Einzelhaushalt suchen z.B. auch das Gespräch, da ist es wichtig, dass die Verkäuferin nicht nur dasteht, sondern auch lächelt und etwas sagt.
Herr van der Mei, Sie stehen mit WMF auch in einem knallharten Innovationswettbewerb – geringerer Ressourceneinsatz, schnellere Leistung usw. –, gerade wenn ich mir z.B. die Aussteller auf der Internorga anschaue. Können Sie schildern, was Sie derzeit, speziell mit dem Blick auf die Zukunft, besonders umtreibt?
Van der Mei: Wir haben unseren Markt segmentiert in den letzten eineinhalb bis zwei Jahren und wir schauen uns natürlich auch außerhalb der Bäckerbranche, wo wir aktuell gut vertreten sind, nach anderen Zielsegmenten des Kaffeekonsums um. Da ist für uns ganz klar der Office-Bereich gesetzt und hierfür werden wir auch auf der Internorga etwas vorstellen. Auch in die Offices im weitesten Sinne bringen wir einen professionellen und qualitativ hochwertigen Kaffee. Für uns ist auch unsere Espresso-Maschine, scheinbar der Feind des Barista, wichtig.
Holthaus-Vehse: Ich sage ja nicht, dass jeder einen Barista braucht. Im Gegenteil: entweder richtig oder gar nicht. Das ist es, was die Leute verstehen müssen, dass ein Vollautomat nicht alles automatisch, sondern halt sehr gleichmäßig immer dasselbe und das auch noch bedienerfreundlich macht. Und dennoch muss man ihn eben einstellen.
Van der Mei: Da muss es einfach standardisierter ablaufen und die Kaffeequalität gleich bleibend sein. Dafür haben wir die Maschinen kreiert. Natürlich betrachten wir auch das Thema Cold Brew: Das ist kein Hexenwerk, nur im Moment noch nicht bezahlbar. Da müssen unsere Entwicklungslabore noch ein bisschen forschen. Und dann natürlich das ganze Thema Digitalisierung und Individualisierung der Kaffees. Dazu müssen wir nur auf den Consumer-Bereich schauen und die Werbung beobachten: Da individualisiert der smarte Italiener seinen Kaffee von der Stärke und Zusammensetzung her per Smartphone und schickt es ans Gerät, welches dann entsprechend ausschenkt. Wir haben das schon auf der vergangenen Internorga gezeigt: die „My Coffee“-App. Daneben kann die telemetrische Anbindung unserer Geräte einen großen Vorteil für den Eigentümer oder Mieter des Gerätes bringen. Die Digitalisierung rund um den Kaffeebereich ist das Thema, dem wir uns gerade sehr stark widmen; auch mit externer Hilfe. Und das wird unserer Meinung nach in den nächsten fünf Jahren Trend werden.
Holthaus-Vehse: Dann sind wir schon wieder im Vending-Bereich, oder? Wenn das so personalisiert ist für den Konsumenten, da braucht man ja schon fast den Mitarbeiter nicht mehr.
Van der Mei: Es geht nicht darum, die Mitarbeiter zu ersetzen. Es geht darum, Erkenntnisse zu sammeln, also ums „Data Mining“. Da kann man auch darüber nachdenken, wie man die Kaffeemaschine ins Internet bringt, um dann über andere Informationen die Nachfrage zu prognostizieren und ggf. Preisanpassungen vorzunehmen. Das ist nicht weit weg. Das hat aber nichts mit Personal zu tun, sondern mit einem Informationsvorsprung, den ich generiere, um Umsatz zu erzielen.
Schlautmann: Bei Harris + Hoole aus London hat man eine App, die erkennt, wenn ich in der Nähe des nächsten Stores bin. Dann schaue ich über die App, ob die den Kaffee haben, den ich mag. Wenn ich das bestätigte, poppt im Store auf der Kasse mein Gesicht auf und dann wissen die, welchen Espresso ich haben will.
Holthaus-Vehse: Aber es gibt mittlerweile so viele Erkennungsdienste, dass ich auch in der Stadt zu irgendeinem Vendingautomaten gehen kann, und der Automat erkennt aufgrund meiner App, welchen Kaffee ich gerne hätte.
Van der Mei: Aber kennen Sie die App Barcoo? Barcoo ist eine App, die Ihnen, wenn Sie z.B. vor einem Media Markt stehen, das aktuelle Angebot zuspielt. So etwas kann man schön verbinden, wenn sie einen individualisierten Kaffee rauslassen. Wenn jemand immer eine gewisse Einstellung der Stärke seines Kaffees wünscht und Geofencing einsetzt, weiß er genau, dass sich 300 Meter weiter rechts ein Bäcker mit einem Vollautomaten befindet: Dort kann er seinen individualisierten Kaffee rauslassen. Das ist digital. Aber worum geht’s? Es geht um einen Informationsvorsprung, mit dem man Umsatz generieren kann. Dann schickt man noch einen 20-Cent-Coupon raus und der Kunde kommt garantiert. Das sind alles Konstrukte und Geschäftsmodelle, über die wir stark nachdenken und die wir unterstützen können. Auf der einen Seite natürlich für den Erfolg des Unternehmers, aber auch als Servicegedanke für den Konsumenten. Das muss man miteinander verknüpfen, um Mehrwert zu erzeugen.
Abschließend bitte ich um ein Schlusswort und einen Ausblick: Wie sehen Sie die Wachstumschancen im Kaffeebereich für Bäckereien und Konditoreien? Und: Warum sollte der Kunde ausgerechnet dorthin gehen, um seinen Kaffee zu trinken?
Schlautmann: Grundsätzlich hat der Konsument morgens das Bedürfnis, seinen Kaffee zu konsumieren und geht dorthin, oder er möchte sich mit Freunden treffen. Die Kernbotschaft, die wir heute auch besprochen haben: Wer individuell bleibet, das auch stärker nach außen darstellt und auch die Kompetenz beim Kaffee darstellen kann, dazu eine Wohlfühlatmosphäre schafft, hat auch die Möglichkeiten, die Konsumenten zu begeistern und sie zu überzeugen, dass er der richtige Partner ist, wo man aktuell seinen Kaffee trinkt.
Holthaus-Vehse: Für mich ist das Tolle am Bäcker eigentlich die Erreichbarkeit. Es gibt so gute und unglaublich viele Bäcker im Vergleich zu Coffeeshops. Das heißt für die Kunden: Wenn ich einen Bäcker habe, der auch über die Kaffeekompetenz verfügt, weil es auch so schön passt mit Frühstück oder Kuchen, dann habe alles in einem Store und das relativ nah beieinander sowie überall erreichbar. Deswegen wäre es wünschenswert, wenn der Bäcker in Sachen Kaffeekompetenz ein bisschen aufrüsten würde.
Van der Mei: Die Wachstumschancen im Bereich Kaffee sind nach wie vor außerordentlich groß. Es gibt nicht sehr viele Märkte oder Branchen, wo es so komfortabel zugeht wie in der Kaffeebranche. Die Zukunftschancen in der Bäckerei erachte ich als sehr gut, weil die Positionierung der Innungsbäcker speziell in Deutschland mit seiner Brotkultur so gut ist, dass man schon Fehler machen muss, wenn man sich gegenüber anderen Ketten oder Kaffeebarkonzepten nicht behaupten kann. Das Bäckerhandwerk ist einfach so positiv belegt, dass man das Kaffeegeschäft nur sexy machen muss. Für mich sieht das rosig aus.
Balz: Ich schlage den Bogen natürlich zur Internorga. Es freut mich, dass wir viele unterschiedliche Aussteller mit vielen unterschiedlichen Produkten haben, die jedem Besucher aus unterschiedlichen Branchen das passende Konzept, Produkt und Beratung zu jedem Standort liefern können. Darauf freue ich mich und lade natürlich jeden hier am Tisch zur Internorga ein.
Daube: Ich sehe auch Wachstumschancen bei Kaffee, gerade auch aufgrund der Single-Haushalte, die immer mehr werden. Genau die sind es, die nicht zu Hause alleine sitzen, ihren Kaffee trinken und ihr Brötchen schmieren. Nein, sie gehen morgens in die Bäckerei und kaufen dort Kaffee und ein belegtes Brötchen. Teilweise würde man natürlich noch mehr Kunden erreichen, wenn man mittags dem Kunden, der ein Stück Kuchen oder Franzbrötchen kauft, fragt, ob er einen Kaffee dazu möchte. Da gibt es den ein oder anderen, der sich denkt, dass er einen Kaffee noch mitnehmen kann. Wichtig ist auch, dass die Kaffeemaschinen gezeigt werden, damit der Kunde direkt sieht, dass es dort Kaffee gibt und nicht erst noch fragen muss. Und für mich ist zudem wichtig, nicht jeden Trend mitzumachen, sondern zu sagen: Der Kaffee oder der Latte Macchiato, der schmeckt, den können meine Verkäuferinnen auch gut zubereiten – und ich muss nicht noch ein weiteres neues Produkt haben. Das ist für mich wichtig heutzutage.
Hintelmann: Ich nehme hier heute viel mit – und das ist auch gut so. Ich wünsche mir weiterhin die 10% Steigerung und glaube, dass dies auch erzielbar ist, wenn wir dementsprechend kommunizieren und verkaufen. Ich denke, da ist noch ein bisschen Luft nach oben. Und zum Thema Qualität: Der Filterkaffee wird sich noch mehr durchsetzen, davon bin ich überzeugt.
Schießl: Auch ich sehe noch Luft nach oben, vor allem in der Bäckerei. In Deutschland ist der Gast gewohnt, dass er in der Bäckerei auch einen Kaffee bekommt. Wenn ich mir den Großraum London anschaue: Dort gibt es mehr Coffeeshops als in ganz Deutschland! Qualität spielt für mich natürlich eine Rolle, aber man kann nicht immer alles über einen Kamm scheren, sondern muss sich wirklich seine Standorte anschauen und dann überlegen: Welche Maschine nehme ich? Welches Konzept nehme ich? Gehe ich auf Trendgetränke? Mache ich vielleicht mal einen Cold-Brew-Kaffee? Und wenn ich Besonderheiten anbiete, dann wirklich mit einem Bild, sodass man die Kaffeekompetenz sieht. Der Mensch ist visuell veranlagt und wenn ein schönes Bild von einem Produkt, das er noch nicht kennt, da ist, kauft er das Produkt auch eher. Und dann würde ich auch wechselnde Spezialitäten anbieten, im Sommer vielleicht mal Kaltgetränke wie z. B. eine geeiste Latte. Im Winter gehe ich dann auf Zimt oder Lebkuchen, aber maximal drei Zutaten: Damit es schnell zuzubereiten ist, meine Mitarbeiter wissen, was sie machen und auch keine Angst vor dem Getränk haben. Das ist die große Gefahr: Hat der Mitarbeiter Angst, dann bietet er es dem Gast erst gar nicht an. Und im Kaffeebereich suchen Sie sich am besten einen Partner, der Sie unterstützt und mit dem Sie gemeinsam wachsen. Dieser kann Sie auch in einigen Dingen beraten und Tipps und Tricks geben.

Herzlichen Dank an alle!

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